Wie kommen wir in die Bäume?
Schon als Kinder sind wir liebend gerne auf alle erdenklichen Bäume geklettert. Eigentlich hat sich nicht viel geändert, außer, dass die Bäume größer, die Aufgaben anspruchsvoller und unsere Klettertechnik sicherer und effizienter wurden.
Als Zugangmöglichkeit in die Baumkronen nutzen wir vorwiegend die Seilklettertechnik (SKT). Hier sind wir, ähnlich wie beim Klettern am Fels oder in der Halle, mit Klettergurten und Seilen gesichert. So können wir auch schwer zugängliche Stellen inmitten der Baumkrone sicher erreichen und unabahängig vom Standort, jeden Baum fällen oder schneiden. Wenn ein Baum aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr kletterbar sein sollte, weil er z.B. schon länger abgestorben ist, nutzen wir eine Hubarbeitsbühne, um in den Baum zu gelangen.


Wann dürfen Bäume gefällt werden?
Hinweis: Dieser Text stellt keine Rechtsberatung dar und dient ausschließlich zu Informationszwecken.
Ob und wann man einen Baum fällen darf ist in Deutschland streng geregelt.
Zunächst gilt das Bundesrecht
Das hier festgehaltene Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verbietet es, Bäume in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September zu fällen. Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Waldbäume, Bäume auf Kurzumtriebsplantagen und Bäume auf gärtnerisch genutzten Grundflächen sind von dem Fällverbot ausgenommen, wenn nicht das Landesrecht, kommunale Verordnungen oder der Artenschutz zum Fällverbot führen. Zu den gärtnerischen Grundflächen zählen insbesondere private Zier- und Nutzgärten, Kleingartenanlagen und Parks.
Danach folgt das Landesrecht
Das Land Baden-Württemberg unterliegt zunächst dem Bundesrecht. Das Landesrecht wurde aber erweitert und verbietet zusätzlich die Fällung von Alleebäumen und Naturdenkmälern. Ansonsten gelten die selben Ausnahmen wie auf Bundesebene.
Auch die Kommunen haben noch ein Wörtchen mitzusprechen
Kommunale Verordnungen gilt es als letztes zu prüfen - hat Ihre Stadt oder Gemeinde eine eigene Baumschutzverordnung oder Baumschutzsatzung? Hier kann, in der Regel, die Naturschutzstelle des zuständigen Landratsamtes oder das Baumamt Ihrer Kommune Auskunft geben.
Aber nach all diesen trockenen Verordnungen - warum gibt es denn solche Verordnungen? Und warum darf ich meinen Baum nicht fällen, wenn ich möchte?
Hauptgrund hierfür ist der Artenschutz
Ab dem 1.März beginnt für die meisten Vögel der Nestbau. Die Zeit im Anschluss wird für die Aufzucht der Brut verwendet. Bei wiederkehrend belegten Nestern kann unter Umständen sogar ein ganzjähriges Fällverbot gelten. Selbstverständlich gibt es auch andere Tiere, wie Fledermäuse und einige Insekten, die durch ein solches Fällverbot geschützt werden.
Die Schutzzeiten gelten natürlich auch für Hecken - hier sind nur schonende Form und Pflegeschnitte zulässig.
Ausnahmen
Unter bestimmten Umständen können Ausnahmen gewährt werden. So zum Beispiel, wenn eine Fällung aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht geboten ist - muss aber genehmigt werden. Die für Sie zuständige Behörde zur Beantragung einer Ausnahmegenehmigung in Baden-Württemberg finden Sie hier.
Noch Fragen offen? Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Was bedeutet die Zeitumstellung für die Natur?
In der Nacht von Samstag, 24. Oktober 2020, auf Sonntag, 25. Oktober 2020, werden in Deutschland die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Um 3 Uhr wird der Zeiger um eine Stunde zurück auf 2 Uhr und damit wieder auf die „normale“ Mitteleuropäische Zeit (MEZ) gestellt.
Für uns Menschen ist das größere Problem die Umstellung auf die Sommerzeit im Frühjahr, denn dadurch "verlieren" wir eine Stunde wertvollen Schlaf. Aber was
bedeutet die Zeitumstellung eigentlich für unsere nicht-menschlichen Nachbarn?
Was bedeutet die Zeitumstellung für Wildtiere?
Als Baumpfleger fühlen wir uns nicht nur den Bäumen verpflichtet, sondern auch den Tieren, die auf Bäumen und im Wald zuhause sind.
Durch die Zeitumstellung machen sich viele von uns eine Stunde später und damit nicht mehr im Dunklen, sondern in der Morgendämmerung auf den Weg zur Arbeit. Dadurch kommen sich Autofahrer und Wildtiere vermehrt in die Quere und die Gefahr für Wildunfälle nimmt zu.
Aber nicht nur der rege Verkehr während der Dämmerung, sondern auch das Fressverhalten der Tiere zur Herbstzeit erhöht das Risiko ungewollter Begegnungen. Die Tiere bereiten sich auf den Winter vor und nutzen dabei das reichhaltige Angebot, welches der Herbst mit sich bringt. Wenn die Tiere sich nach Sonnenaufgang auf Futtersuche begeben sind sie in dieser Jahreszeit vermehrt auf
den Straßen unterwegs, um Eicheln und andere heruntergefallene Baumfrüchte aufzusammeln.
Sollte morgens also plötzlich ein Tier am Straßenrand stehen oder auf die Fahrbahn laufen, dann sollten Sie als Autofahrer langsam fahren, abblenden und gegebenenfalls hupen. Fernlicht blendet die Tiere und raubt ihnen die Orientierung, hupen animiert ihren Fluchtreflex.
Was tun, wenn es doch zu einem Wildunfall kommt?
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Unfallstelle absichern
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Polizei rufen
Sollte das Tier auf der Straße liegen, so sollten Sie die Situation aus sicherer Entfernung im Auge behalten. Verletzte Tiere haben große Angst und könnten sich bei Berührungen massiv wehren.
Sollten Sie das Tier „nur“ angefahren haben und es konnte noch flüchten, dann merken Sie sich die Richtung, in die es gelaufen ist. So kann der der zuständige Jagdpächter nachsehen, ob das Tier Hilfe braucht.
Wir hoffen, Sie werden unsere Tipps nie benötigen und wünschen Ihnen eine gute und sichere Fahrt.


Flechten an Bäumen
Insbesondere im Herbst, wenn die Bäume ihre Blätter lassen, fallen uns Flechten & Misteln wieder vermehrt auf. Oft als schädlich wahrgenommen, klären wir, ob dem wirklich so ist.
Flechten an Bäumen – schädlich oder harmlos?
Auch wenn Flechten oft als Schädlinge wahrgenommen werden – sie sind für die Wirtsbäume nicht schädlich.
Bei einer Flechte handelt es sich um eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen einem oder mehreren Pilzen, den so genannten Mykobionten, und einem oder mehrere Photosynthesen. Bei dieser sogenannten Symbiose profitieren die beiden Organismen voneinander: Der Pilz ist in der Lage Wasser und Mineralstoffe aus dem Boden und seiner Umgebung aufnehmen, mangels Chlorophylls ist es ihm allerdings nicht möglich Photosynthese zu betreiben. Die Alge hingegen ist in der Lage durch Photosynthese Zuckerstoffe zu produzieren, kommt jedoch aufgrund fehlender Wurzeln nicht an wichtige Ausgangsstoffe wie Wasser und Mineralien heran. Zudem bildet der Pilz den Körper der Flechte (Flechtenthallus), dessen Farbspektrum von Weiß über Gelb, Orange, Braun, Grün, bis Grau reicht. Er bietet der Alge Schutz vor Austrocknung und mechanischer Schädigung.
Es handelt sich nicht um Parasiten, die aus den Leitungsbahnen der Rinde wichtige Nährstoffe abzweigen – sie nutzen den Untergrund lediglich als Lebensraum zum Wachsen. Durch die symbiotische Vereinigung können Flechten ihre Bedürfnisse selbst decken und müssen der Pflanze keine Nährstoffe oder Mineralien entziehen.
Der Flechtenbewuchs hat sogar Vorteile, denn die Lebewesen schützen die besiedelten Stellen teilweise sogar vor anderen Pilzen und Bakterien. Aus diesem Grund sollten sie auch nicht entfernt werden. Eine Ausnahme betrifft unter Umständen die Stammpflege älterer Obstbäume: Dabei wird die lockere Borke mit Moos- und Flechtenbewuchs entfernt, da sie überwinternden Schädlingen wie dem Apfelwickler und Baumläusen Unterschlupfmöglichkeiten bietet. Die Verbindung aus Baum und Flechte kann also in aller Regel als kommensalisch (ein Partner profitiert von der Lebensgemeinschaft, ohne dem anderen Partner zu schaden) und in einigen Fällen auch als symbiotisch (Beide Partner profitieren von der Lebensgemeinschaft) beschrieben werden.
Da Flechten keine im Boden verankerten Wurzeln besitzen und somit Wasser und Nährstoffe aus der Luft aufnehmen, sind sie auf eine gute Luftqualität angewiesen. Sie sind somit ein Bioindikator für eine gute Luftqualität. Außerdem werden einige Flechtenarten als Klimawandelzeiger genutzt, da sie sehr sensibel und schnell auf Veränderungen der Lufttemperatur und Luftfeuchte reagieren.
Mistel – Gewächs mit zwei Gesichtern
Im Gegensatz zur Flechte steht die Mistel. Ein Kuss an Weihnachten unterm Mistelzweig verheißt Glück und ewige Liebe.* Für die Bäume, welche von Misteln befallen sind, bedeuten diese allerdings nicht ganz so viel Glück: Im Winter sind Misteln besonders auffällig, denn sie leben als so genannte Halbschmarotzer in Bäumen, wo ihre Zweige kugelförmige Nester bilden. Sie betreiben zwar selbst Photosynthese, beziehen aber Nährstoffe und Flüssigkeit direkt aus den Ästen der Bäume, indem sich ihre Wurzeln mit den Leitungsbahnen des Baumes verbinden.
Befallene Obstbäume sollten am besten im späten Winter oder zeitigen Frühjahr beschnitten werden. Äste mit Mistelbefall sollten unterhalb der befallenen Stelle geschnitten werden, wenn dies aus baumpflegerischer Sicht und aufgrund des Artenschutzes sinnvoll und zulässig ist (Misteln stehen in einigen Bundesländern als gefährdete Arten auf der roten Liste und sollten nicht entfernt werden). Damit kann die Ausbreitung der Pflanze in der Regel gestoppt werden, wenn der Baum noch nicht zu stark angegriffen ist.
Mit Mistelzweigen als Weihnachtsschmuck ist Vorsicht geboten. Kinder und Haustiere, wie Hunde, Katzen und Nager, sollten der Mistel besser nicht zu nah kommen. Stängel, Blätter und Beeren sind leicht giftig und der Verzehr kann zu Magen- und Darmbeschwerden führen.
Weiterführende Literatur für den interessierten Leser:
Andreas Roloff - Baumpflege (3. Ausgabe)
Rainer Matyssek, Jörg Fromm, Heinz Rennenberg, Andreas Roloff - Biologie der Bäume (1. Auflage)
* Exkurs: Was hat es mit dem Kuss-Brauch auf sich?
Als Pflanze ohne irdische Wurzeln galt sie für als besonders mysteriös und heilig. Danke Miraculix, von Asterix & Obelix, wissen wir, dass schon die Druiden (die keltischen Priester) den Zweig mit ihrer goldenen Sichel abgetrennt haben, um daraus Zaubertrank zu brauen. Der Kuss-Brauch ist allerdings auf die Legende vom Mistelzweig und der Liebesgöttin Frigga zurückzuführen.
Die Legende vom Mistelzweig und der Liebesgöttin Frigga
Der Sage nach sorgte sich die Liebesgöttin Frigga um ihren Sohn Balder, den Gott des Lichts, der von seinem Tod träumte. Sie bat alle Wesen in der Natur – jedes Tier und jede Pflanze – um das Versprechen, Baldur nicht zu verletzen. Allerdings vergaß sie dabei die Mistel. Loki, der Gott des Feuers, stellte aus dem Mistelzweig eine Pfeilspitze her und ließ Balder töten. Frigga weinte bitterlich, konnte ihren Sohn aber nach drei Tagen von den Toten zurückholen. Ihre Tränen verwandelten sich in die weißen Beeren der Mistel. Voller Freude küsste sie daraufhin jeden, der unter dem Baum der Mistel vorüberging.


